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Russland

Wie weit ist es eigentlich nach St. Petersburg?

Diese Frage stellten wir uns, nachdem wir schon 2015 in Finnland St. Petersburg so nah waren. Auch 2017 standen wir bei Kirkenes in Norwegen nur kurz vor der russischen Grenze. Nun, von unserem Wohnort bei Dresden sind es gut 1.700 km auf dem Landweg. Warum also nicht mal den Osten entdecken, sprich das Baltikum. Das sollte nicht nur für uns Ostdeutsche gelten.

Nach kurzer Internetrecherche zum Thema „mit dem Auto nach Russland”, fanden wir nur Horrorberichte aus den 90er Jahren, von Straßenbanden und schlimmen Verhältnissen. Das kann doch nicht sein, dass es dazu keine aktuellen Informationen gibt. Muss man selbst erst die Erfahrungen machen und es aufschreiben? Ich recherchierte intensiver und trug die nötigen Informationen zusammen. Das klang alles machbar. Inzwischen hatten uns noch andere Reiseschilderungen dieser Art in unserem Vorhaben bestärkt. Also wurde der Plan gemacht 2018 über das Baltikum nach St. Petersburg zu fahren. Dummerweise fiel unsere Reisesezeit in den Zeitraum der Fußball-WM in Russland. Nachdem wir aber 1998 auch schon in Frankreich während der WM waren, konnte es eigentlich nicht schlimmer sein. Im Gegenteil, das Public Viewing in St. Petersburg nutzten wir auch um etwas WM-Stimmung zu spüren. Zu dieser Zeit öffnete sich Russland stark für den Tourismus, bzw. erleichterte das Visum für WM-Besucher.

Nachdem Stück für Stück alles zusammengetragen wurde, was benötigt wird und die meisten Quartiere gebucht waren, gingen wir optimistisch an die Sache heran. Hier unsere kleine Checkliste für den Trip mit dem eigenen Auto nach Russland.

  • Grüne Karte der KfZ-Haftpflichtversicherung mit dem Kennzeichen (RUS) - welches nicht durchkreuzt ist, ansonsten im alten Jahr noch Versicherung wechseln. Wichtig, kann an der Grenze verlangt werden - so wie bei uns bei der Wiedereinreise nach Lettland.
  • Auslandsschadenschutz bei Unfallgegnern, die nicht oder nur unzureichend versichert sind, kann ebenso nicht schaden. Gilt aber je nach Versicherung nicht in jedem Land.
  • Ovaler, klassischer D-Aufkleber am Autoheck für nicht EU-Staaten. Verzichtbar, braucht man unserer Meinung nach nicht. Hatte auch niemand von den anderen deutschen oder bspw. estnischen Fahrzeugen, die in Russland unterwegs waren. Für die baltischen EU-Staaten müsste ja dann das gleiche gelten.
  • Biometrische Passbilder für das Visum und ggf. den neuen Pass.
  • Reisepässe, die 6 Monate über die Reise hinaus gültig sind und eine freie Seite für das Visum haben. Dauer für Passausstellung 4-6 Wochen.
  • Internationaler Führerschein - dabei gibt es zu beachten, dass die Ämter den rosafarbenen, bundesdeutschen Führerschein nur noch nach Umtausch in den EU-Scheckkartenführerschein mit einem Internationalen Führerschein versorgen, man muss sich also ggf. rechtzeitig darum kümmern (Dauer 4-6 Wochen). Wurde nicht benötigt, aber im Ernstfall sicher hilfreich.
  • Fahrzeugschein (den muss man ja sowieso mitführen) - wird in Verbindung mit der auszufüllenden Zollerklärung für das Fahrzeug immer verlangt.
  • Visum bei russischem Konsulat oder geeigneter Reiseagentur beantragen, dafür ist Bestätigung einer Auslandskrankenversicherung nötig, für alle Reisende ausgestellt und wenn möglich in Englisch. Einen Nachweis der Rückkehrwilligkeit, wie Kontoauszug o.ä. und eine Einladung nach Russland benötigt man für das Touristenvisum auf diesem Wege nicht. Das Visum kann man für max. 30 Tage bekommen und es gilt je nach Wunsch bei der Ausfertigung für die ein- oder zweimalige Einreise. Wenn man über Kaliningrad fahren will benötigt man Visum für zweimalige Einreise. Dauer für Visumausstellung 2 Wochen.
  • Es wird empfohlen im Fahrzeug für jeden Insassen eine Warnweste sowie einen Feuerlöscher mitzuführen. Kontrolliert hat das keiner.

Was gibt es aus aktueller Sicht hinzuzufügen? Mittlerweile kann man für verschiedene Regionen das elektronische Visum beantragen - eingeführt Mitte 2019, kam es nie richtig zum Einsatz wegen der Corona Reisebeschränkungen, man bekommt es schneller und es soll preiswerter sein. Es anzuwenden wird wohl jetzt auf nicht absehbare Zeit nicht tragbar sein. An persönlichen Erfahrungen ändert die politische Lage nichts, es war spannend die unterschiedlichen Menschen kennenzulernen und schmerzt daher ungemein für die verlorene junge Generation, denen die Chance die Welt zu erkunden und berufliche Perspektiven zu entdecken verwehrt bleibt. Von den sinnlosen Opfern auf beiden Seiten ganz zu schweigen. Wenn man mal das ländliche Russland gesehen hat, weiß man das ungeheuer viel Geld auch dort gebraucht würde um ähnliche Lebensbedingungen zu schaffen wie in Städten. Daher ist es unverständlich wie viel Geld von wenigen Reichen außer Landes geschafft wird oder für militärische Zwecke verschwendet wird.

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