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England

Tag 17: Montag 16.6.97, 336 km, sonnig, Zeltpl. £ 6

Wir wechselten zum letzten Mal den Zeltplatz. Zuerst fuhren wir nach Cardiff und von dort auf der Autobahn M4 Richtung London. Wir kamen gut voran. Zu Mittag hielten wir an einer Raststätte. Über Bristol, Swindon und Reading kamen wir nach Windsor. Die Stadt mit dem bekannten Schloß der königlichen Familie liegt etwa 40km westlich Londons. Wir suchten uns ein letztes Mal ein Quartier. Das war allerdings nicht ganz einfach. Auf der Suche nach einem Zeltplatz waren wir mitten in die Stadt reingeraten. Dort war die Hölle los, kein Parkplatz zu finden und jede Menge Autos und Menschen. Wie wir später erfuhren war im Schloß eine Zeremonie (Verleihung des Hosenbandordens) und so waren mehr Leute als sonst in der Stadt. Wir fragten an einer Tankstelle. Die schickten uns zu einem Caravan Park. unterwegs nach LondonDort waren keine Zelte erlaubt, wir erhielten aber Prospekte von Campingplätzen. Wieder durch Windsor und Eton fanden wir schließlich einen Platz unweit der beiden Orte in der Nähe von Taplow. Der Platz lag unmittelbar an der Autobahn, war nicht ganz so gepflegt aber dafür günstig gelegen und preiswert. Die Sonne brannte ganz schön an diesem Tag und so kamen wir beim Zeltaufbau sogar ins Schwitzen. Am Nachmittag waren wir im nahegelegenen Supermarkt einkaufen und kamen auf dem Rückweg in den nachmittäglichen Berufsverkehr im Industriezentrum von Slough. Den Abend verbrachten wir mit einem Spaziergang zur Themse direkt hinter dem Zeltplatz. Zur Geräuschkulisse der Autobahn kam auch noch die von startenden Flugzeugen des Airports Heathrow. Man konnte 3 Jets in jeweils 2 Minuten zählen. Wir gewöhnten uns aber dran und schliefen ganz gut.

Tag 18: Dienstag 17.6.97, 25 km, schöner sonniger Sommertag

Wir hatten uns einen Tag Windsor vorgenommen. Aufgrund der Irrfahrt von gestern steuerten wir heute einen P+R Platz an. Per Bus wurden wir ins Zentrum gebracht. WindsorDort besichtigten wir als erstes das Windsor Castle, welches seit 900 Jahren die Sommerresidenz der königlichen Familie ist. Es gilt als eine der schönsten Residenzen der Welt und als größte Burg, die noch bewohnt ist. Der Rundgang darin enttäuschte eher. Neben den Innenhöfen, der St.Georges Chapel, Albert Memorial Chapel und dem Puppenhaus der Königin konnte man nicht sehr viel besichtigen. Die Staatsgemächer, die sonst geöffnet sind, waren heute ausgerechnet gesperrt. Grund dafür waren Aufräumungsarbeiten der gestrigen Garter Zeremonie. Windsor CastleDiese ist ein jährliches Treffen der Ritter des Hosenbandordens, dem höchsten Orden des Königreiches. Außerdem waren die Räume, die dem Brand 1992 zum Opfer fielen nocht nicht wieder hergestellt. Sie wurden erst Ende 1997 wiedereröffnet. Wir begaben uns nachher in den Park entlang des Long Walk zum Picknick. Dieser 3 Meilen lange Weg führt vom Schloß aus zu einer Reiterstatue George`s III. Nach 14 Uhr postierten sich eine Menge Leute, Schulklassen und Besucher rechts und links am Tor des Schlosses. Eine Nachfrage bei einem Polizisten ergab, daß sich die königliche Familie auf den Weg zum Ascot Pferderennen, welches zur Zeit dort stattfand, begeben wird. Wir warteten auch. QueenNach einer Weile rollten, begleitet von Sicherheitsfahrzeugen, sechs Rolls Royce Limousinen durch die jubelende Menge. In ihnen saß die Königin, ihr Mann, Charles und alle die halt dazugehören. Als alle Schaulustigen wieder ihrer Wege gingen, konnte man Gesprächen lauschen die nur ein Thema hatten: das Verhalten und Aussehen der Royals. Wir marschierten runter zur Themse. Dort machten wir eine kleine Bootsfahrt stromaufwärts und zurück. Vom Wasser aus konnte man die stadtbeherschende Kulisse des Schlosses bewundern. Zurück am Ufer überquerten wir den Fluß und kamen nach Eton, die Stadt mit dem weltbekannten College. Wir bummelten durch Eton und zurück nach Windsor mit seinen verwinkelten Gassen. Es gab einen Regenschauer und wir flüchteten in ein Einkaufszentrum. Am Abend fuhren wir mit dem Bus zurück zum Auto. Die Park+Ride Möglichkeit hier war sehr nervenschonend und preiswert noch dazu.

Tag 19: Mitwoch 18.6.97, 6 km, sonnig, kein Regen

Durch die Nähe zu London bot sich ein Besuch der City nahezu an. Der Platzwart gab uns den Tip mit der Bahn und dem günstigen Kombiticket zu fahren. Das schien ideal. Wir fuhren mit dem Auto zum nahegelegenen Bahnhof. GreenwichDort besorgten wir ein Tagesticket für Bahn, Bus und Underground nach und in London. Mit dem Zug von Taplow Station erreichten wir Paddington Station in London nach 35 Minuten. Weiter gings mit der U-Bahn zum Tower und von da mit der Dockland Light Railway, einer Einschienen-Magnetbahn, durch das ehemalige Hafengebiet. Heute wird das Bild dort beherrscht von modernen Wohn- und Bürohäusern. Durch den Themsetunnel für Fußgänger kamen wir auf die andere Seite des Flusses und somit nach Greenwich. Nach unserem Londonbesuch vor gut einem Jahr hatten wir uns heute das vorgenommen. Zuerst besuchten wir das National Maritime Museum. Cutty SarkNeben Seefahrtsgeschiche des Landes gehören historische Schiffsmodelle und auch Lord Nelsons Uniform aus der Schlacht von Trafalgar zur Ausstellung. Bekannt ist Greenwich aber durch den Nullmeridian, der durch das Observatorium auf dem Hügel verläuft. Von hier aus wird auch die Zeit für die gesamte Welt ausgerichtet. Im Museum kann man ein altes Teleskop und Ausstellungen zur Geschichte der Zeitmessung anschauen. Durch die Straßen Greenwichs kamen wir wieder zum Themseufer. In einem Trockendock liegt dort die „Cutty Sark” vor Anker. Dieses Segelschiff war für den Teetransport aus Indien gebaut worden und das schnellste seiner Zeit. Dazu kam es aber nicht, weil es nach Öffnung des Suezkanals und durch Entwicklung der Dampfschiffe von der Zeit überholt wurde.

Cutty Sark 2012Das Segelschiff Cutty Sark brannte 2007 während Restaurierungsarbeiten aus und musste somit grundlegend rekonstruiert werden. Im April 2012 wurde sie wieder eröffnet. Das Schiff ist nun „untenrum” eingeglast, sodass man alles von Deck bis Kiel besichtigen kann.

Nach einer interessanten Besichtigung bestiegen wir ein moderneres Boot und fuhren damit stromaufwärts zum Tower. Während der Fahrt wurden die Gebäude rechts und links am Ufer vorgestellt. Wieder an Land, schlenderten wir noch einmal über die immer wieder schöne Tower Bridge. Mit der U-Bahn fuhren wir zum Leicaster Square.Wir kauften uns Tickets für das Musical „Grease” am Abend und bis dahin vertrieben wir uns die Zeit im „Sega World”. In diesem riesigen Comuterspieltempel, im Trocadero Center, gab es die verrücktesten und neuesten Videospiele. Ein super Vergnügen, bei dem man auch schnell sein Geld los wird.

Anmerkung 2003: Sega World ist mittlerweile geschlossen.

Der Abend im Musicaltheater war toll. Grease erzählt von einer High School Klasse in den Fünfzigern und zwei Teenagern die sich verlieben. nachtsDurch Rock`n Roll Songs wie „Summertime” oder „You`re the one that i want” war richtig Stimmung im Saal. Anschließend bummelten wir zum nächtlichen Trafalgar Square und Big Ben. Mit dem letzten Zug ab Paddington fuhren wir heimwärts. Die Fahrt war in Slough zu Ende. Da hieß es der Zug halte nicht an unserer Station. Erfreulicherweise war schon ein Taxi organisiert, welches uns zu unserem Bahnhof fuhr. Britischer Service. Das Auto stand zum Glück auch noch da und so waren wir nach 1 Uhr morgens im Zelt. Ein anstrengender aber gelungener Tag.

Tag 20: Donnerstag 19.6.97, 417 km, wieder bewölkt, Schauer

Nach dem strapaziösen Tag gestern schliefen wir heute etwas länger und frühstückten erstmal ausgiebig. Gegen 12:30 Uhr machten wir uns dann auf den Weg - Stonehenge stand noch auf dem Programm. Über die Autobahn kamen wir auch ganz bequem hin. Stonehenge, das sind diese rätselhaften Steinkreise, deren Bedeutung bis heute unklar ist. Inmitten südenglischer Graslandschaft findet man einen Parkplatz samt Info-Center. Dort erhielten wir eine Art drahtlosen Telefonhörer. Damit wird einem dieses Phänomen der Vorzeit in der jeweiligen Sprache erklärt. Durch einen Tunnel kamen wir auf die andere Straßenseite und auf den Rundweg um die Steinkreise. Erbaut wurde das Ganze von etwa 3000 bis 1500 v.Chr. in mehreren Bauphasen. Auf senkrecht stehenden Steinen lagen Decksteine auf, die einen geschlossenen Kreis bildeten.Stonehenge In der Mitte findet man so was wie Altarsteine. Während der Fahrt hierher hatte es begonnen zu regnen. So liefen wir im Regen, mit dem Hörer in der Hand um die Kultstätte und ließen uns verschiedenste Vermutungen über die Bedeutung der Steine erläutern. Da wir vorher keine Ahnung davon hatten, war das sehr hilfreich. Nach dieser geschichtlichen Erbauung sahen wir uns noch Woodhenge an. Es ist eine ähnliche Kultstätte wie Stonehenge, aber nicht so bekannt. Wie der Name schon sagt, bestanden diese Kreise aus Baumstämmen. Heute hat man das Holz durch Betonzylinder ersetzt, die in den Löchern stehen in denen früher die Baumstämme standen. Es war erst kurz nach Mittag und so beschlossen wir auf dem Rückweg über Southampton zu fahren. Die Hafenstadt an der Südküste Englands besitzt einen der besten Naturhäfen der Welt. In den zwanziger und dreißiger Jahren war Southampton der bedeutendste Hafen für den Transatlantik Passagierverkehr Englands. Ozeandampfer wie „Queen Mary” oder „Titanic” liefen in den Werften vom Stapel. Die Stadt war im 2.Weltkrieg stark zerstört worden. So existieren nur noch wenige historische Gebäude. Auf den Resten der Stadtmauer konnten wir entlanglaufen. Alte Mauerstücke wurden hier mit modernen Brücken verbunden und Schautafeln erklärten wunderbar deren Bedeutung früher. Von Southampton nahmen wir die Autobahn M3 nach London. Auf dem Stadtring M25 gab es das erste und einzige Mal Stau auf dieser Reise. Na ja, es war mehr stockender Verkehr, aber auf allen 5 Spuren. Zur späten Nachmittagszeit dürfte das aber im Ballungszentrum Londons normal sein. Es folgte ein letztes Abendessen und die letzte Nacht im Zelt.

Tag 21/22: Freitag/Samstag 20./21.6.97, 234 km (bis Eurotunnel), 1208 km (bis Großröhrsdorf)
6641 km (Gesamtfahrstrecke)

Am Morgen hieß es alles einpacken und Abfahrt nach Hause. 10:30 Uhr fuhren wir los. Gegen 13:30 Uhr waren wir in Folkestone am Terminal des Eurotunnel. Wir erkundigten uns nach den Preisen. Es war uns noch nicht ganz klar, wie wir über den Kanal kommen wollten. Dann fuhren wir erstmal weiter nach Dover. Am Fährhafen fragten wir auch nach den Preisen. Sie waren etwa gleich wie die des Euroshuttles. Also entschieden wir durch den Tunnel zu fahren. Mal was Neues und es geht auch schneller. Doch zunächst sahen wir uns in Dover noch um. DoverAuf Serpentinenstraßen kamem wir auf die imposanten Kreidefelsen über der Stadt. Von einem Parkplatz aus hatte man den Hafen „zu Füßen” und wir konnten das An- und Abfahren der Fähren und des Hoovercraft beobachten. Nach einem Spaziergang auf dem Weg entlang der Klippen fuhren wir wieder zurück nach Folkestone. Wir machten einen Stadtbummel, besorgten was zu essen und hatten noch Zeit für ein letztes Souveniershopping. Dann begaben wir uns zum Tunnelterminal, kauften die Tickets und setzten das letzte Geld im Duty Free Shop um. Gegen 18 Uhr fuhren wir auf den Shuttle-Zug und nach 25 min Fahrt waren wir schon in Calais/Frankreich. Von dort aus befuhren wir das Stück Autobahn bis nach Belgien. Es folgte die Durchfahrt Belgiens, wo es kurzzeitig mal Stau gab. Wir kamen nach Holland. Es war nach 21 Uhr und nicht mehr weit bis Deutschland. Wir dachten das Stück durch Holland schaffen wir auch noch und suchen uns dann in Deutschland ein Quartier für die Nacht. EurotunnelUnd das war das Problem. Während wir in den Niederlanden an Motels vorbeifuhren, gab es im Ruhrgebiet gar keine. Auf der Schnellstraße durch Duisburg, Essen, Bochum war auch noch jede Menge Verkehr und das um Mitternacht. Wie soll es da erst im Berufsverkehr hier zugehen? Kurz vor dem Autobahnkreuz Unna hielten wir endlich auf einem Parkplatz, zwischen LKW`s versuchten wir im Auto zu schlafen. Halb 6 sind wir wach geworden. Für die Umstände haben wir ganz gut geschlafen. Die LKW`s waren schon wieder weg. Hamm war nicht weit und so fuhren wir hin. Um 7 Uhr riefen wir dann beim Onkel an und kündigten uns in 10 min zum Frühstück an. Wir besorgten noch Brötchen und als wir dort ankamen, war schon der Tisch gedeckt und der Kaffee fertig. Sie müssen durch den Schreck am Samstagmorgen regelrecht aus dem Bett gesprungen sein. Nach schönem Frühstück, etwas Frischmachen und Erzählen machten wir uns gegen 11 Uhr auf den Heimweg. Nach kurzem Stop in Eisenach waren wir um 16:30 Uhr, schon wieder zum Kaffeetrinken, zu Hause.

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